unsere Einrichtung für einen königlichen Besuch in Frage käme. In den Gesprächen wurde klar: Die Briten suchen selbst die Orte aus, die im Rahmen eines Staatsbesuchs besichtigt werden – Orte, die dem König wichtig sind. Dies lässt er sich nicht von den Gastgeberländern vor- schreiben. Der Privatsekretär machte deutlich, dass es dem König wichtig ist, mit den Menschen vor Ort persönlich in Kon- takt zu treten. Sowohl mit denjenigen, die im Ankunftszen- trum arbeiten, als auch mit den Menschen aus der Ukraine, die hier vorübergehend leben und von den Berliner Hilfs- organisationen im Verbund betreut werden. Das hier sollte kein politischer Besuch werden. Der König wollte mit den Menschen sprechen. Das wurde immer wieder betont. Die Vorbereitung: Interessen unter einen Hut bringen Für die weiteren Vorbereitungen standen wir aus der Be- triebsleitung im ständigen Austausch mit dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) – unserem Auf- traggeber von Seiten des Landes Berlin – sowie mit der britischen Botschaft und dem Palast. Dabei war höchste Diskretion geboten, denn royale Termine werden aus Si- cherheitsgründen grundsätzlich erst wenige Tage zuvor publik gemacht. Je näher der Termin rückte, desto größer wurde die An- zahl der Interessensgruppen, die in die Abstimmungen einbezogen werden mussten. Allen voran das Bundes- präsidialamt, denn Frank-Walter Steinmeier würde König Charles III. begleiten. Aber auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser sowie die damalige Regierende Bürger- meisterin von Berlin, Franziska Giffey, und die damalige Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Katja Kip- Ankunft von König Charles III. im Tegeler Ankunftszentrum ping, wollten den hohen Gast treffen. Von britischer Seite würden die Botschafterin Jill Gallard und Außenminister James Cleverly den Besuch begleiten. Auch der ukraini- sche Botschafter Oleksii Makeiev hatte sich angekündigt. Als überraschend empfand ich, wie gut die Zusammen- arbeit mit allen Stellen lief. Priorität hatte der Wunsch des Königs, mit den Menschen persönlich zu sprechen. Deshalb wurde festgelegt, die zahlreichen Gäste am Tag des Besuchs in zwei Gruppen aufzuteilen. Die Gruppe um König Charles III., die ich führen würde, durfte nicht zu groß sein. Nur so konnte sichergestellt werden, dass der König persönlich mit den Mitarbeitenden und den Bewohnerinnen und Bewohnern ins Gespräch kommen konnte. Bei dem Rundgang der zweiten, größeren Gruppe standen mehr die politischen Rahmenbedingungen für die Aufnahme von Geflüchteten und die Organisation des Ankunftszentrums im Fokus. Sicherheit hat höchste Priorität Einen beträchtlichen Teil der Vorbereitungen nahmen die Vorkehrungen rund um das Thema Sicherheit ein. Bei solch zahlreicher royaler wie auch politischer Prominenz waren die Sicherheitsauflagen entsprechend hoch. Das bedeutete viel Aufwand. Wir wollten die Wünsche unserer Gäste erfüllen, mussten aber gleichzeitig ihre Sicherheit garantieren können. Mit dem zuständigen Abschnitt 11 der Berliner Polizei sind wir den geplanten Ablauf mehr- fach gemeinsam durchgegangen, haben Begehungen vor- genommen, Pläne erstellt und Zufahrtswege festgelegt. Auch von Seiten der Medien war das Interesse, den Besuch des britischen Staatsoberhaupts im „Ukraine Ankunftszentrum TXL“ zu begleiten, sehr groß. Trans- parenz war uns auch an diesem außergewöhnlichen Tag wichtig. Wir hatten im Vorfeld gemeinsam festgelegt, wo fotografiert und gefilmt werden darf. Die vom König ge- wünschten Gespräche sollten jedoch von den Medien ab- geschirmt stattfinden. Unmittelbar vor dem Besuch wurden Spürhunde durch die Hallen geführt. Die Mitarbeitenden in den betroffenen Bereichen des Ankunftszentrums wurden über die Route und die zeitweiligen Einschränkungen informiert. „Welcome to Berlin-Tegel, your Royal Highness“ Am 29. März um 12.55 Uhr war es dann so weit. Anders als man vielleicht vermuten könnte, war ich ruhig und gar nicht aufgeregt – ungeachtet meines Respekts vor dem hohen Amt des Staatsgasts. Im Vorfeld hatte ich mich erkundigt, wie ich den König anspreche solle und habe gelernt: Beim ersten Kontakt lautet die korrekte Anrede „His Majesty“, also „Ihre Majestät“. Wenn das Gespräch dann weitergeht – wie in meinem Fall –, wechselt man 11