DRK_Einblicke_01

DRK_Einblicke_01_2024

Editorial Liebe Leserin, lieber Leser mit großer Freude präsentieren wir Ihnen eine brand- neue Ausgabe unseres Magazins, in der wir Ihnen erneut spannende „Einblicke“ in die vielfältigen Aktivitäten des Berliner Roten Kreuzes geben. Besonders im Fokus steht die Vorbereitung auf die Fußballeuropameisterschaft, die im kommenden Sommer in Deutschland stattfindet. Das Olympiastadion Berlin, als größtes der zehn EURO- Stadien mit einer Kapazität von über 70.000 Fans, wird Gastgeber für sechs Spiele sein, darunter das Finale am 14. Juli. Die Hauptstadt bereitet sich darauf vor, rund 2,5 Mio. Fans willkommen zu heißen, die sich nicht nur auf spannende Matches freuen können, sondern auch auf ein Eröffnungskonzert, die große Fanmeile am Brandenburger Tor und weitere Public-Viewing-Events. Die Berliner Rot- kreuzlerinnen und Rotkreuzler bereiten sich derweil darauf vor, im Sanitätsdienst schnell Hilfe zu leisten, wenn sie benötigt wird. Dabei können sie auf die Erfahrung aus ver- gangenen Einsätzen bei großen Fußballturnieren zurück- greifen, darunter den größten planbaren Einsatz in der Geschichte des DRK: die sanitätsdienstliche Absicherung des „Sommermärchens“ im Jahr 2006. Schon lange vor dem Eröffnungsspiel am 14. Juni starten die Wasserretterinnen und -retter des Berliner Roten Kreuzes in die Saison. Dank vier neuer Rettungsboote, die in der Nebensaison beschafft wurden, können sie dabei auf modernste Einsatzmittel zurückgreifen. Erfahren Sie auf den Seiten 6 und 7, welche Vorteile die Boote bieten und warum sie auch eine emotionale Bedeutung haben. Freuen Sie sich außerdem auf Einblicke in die vielfältigen Einsätze unserer ehrenamtlichen Mitstreiterinnen und Mitstreiter, darunter der Sanitätsdienst auf der Grünen Woche 2024 und die DRK-Kältehilfe für Obdachlose. Wir freuen uns über Ihr Interesse und wünschen viel Spaß beim Lesen! Mario Czaja Präsident Gudrun Sturm Vorstandsvorsitzende Inhalt Katastrophenschutz Mittel für den Katastrophen- schutz in Berlin deutlich erhöht UEFA EURO 2024 8 12 14 Landesversammlung Landesversammlung des DRK in Berlin: Frische Ideen in Richtung Zukunft Ukraine-Nothilfe Zwei Jahre „Fluchthafen“ Tegel Ehrenamt – aktiv in Berlin Akuthilfe bei der Bewältigung kritischer Lebensereignisse 10 Tage Einsatz auf der Grünen Woche Vorfreude auf vier Wochen Fußballfieber in der Hauptstadt Hilfe für 2.700 Obdachlose in kalten Winternächten Wasserwacht Landesmeisterschaften im Rettungsschwimmen Berliner Rotes Kreuz stärkt Wasserrettungsdienst Vom Krankentransportwagen zum Verpflegungsfahrzeug 3 4 6 2 Einblicke 01/2024 17 18 19 Bildungsangebote Neue Vorhaben für die Landes- katastrophenschutzschule Nachruf Jens Quade: Ein Mann voller Tatendrang und Menschlichkeit Adressen Das DRK in Berlin – vom Landesverband bis zu den Kreisverbänden Impressum

Katastrophenschutz Appelle der Berliner Hilfsorganisationen waren erfolgreich: Mittel für den Katastrophenschutz in Berlin deutlich erhöht Durch vielfältige Aktionen, darunter eine Demonstration vor dem Abgeordnetenhaus, setzten sich die Berliner Hilfs- organisationen erfolgreich für eine Aufstockung des Etats im Katastrophenschutz ein. Dieser Erfolg zeigt sich nun im Doppelhaushalt 2024/2025, der dem Bereich eine deutliche Stärkung zuteilwerden lässt.  Demo vor dem Abgeordnetenhaus mit Beteiligung aller Berliner Hilfsorganisationen  Dirk Stettner und Stephan Schmidt (beide CDU), Martin Matz (SPD), Silke Gebel (B’90/Grüne) und Sebastian Schlüsselburg (Die Linke) gehörten zu den Abgeordneten, die sich die Appelle der Hilfsorganisationen anhörten. Am 17. November 2023 versammelten sich rund 100 haupt- und ehrenamtlichen Kräfte aller Berliner Hilfs- organisationen – ASB, DLRG, DRK, Johanniter und Mal- teser – vor dem Abgeordnetenhaus. Anlass war der Haus- haltsentwurf für die Jahre 2024 und 2025. Dieser sah für die laufenden Ausgaben aller Berliner Hilfsorganisationen lediglich 700.000 Euro pro Jahr vor – nicht einmal 20 Cent pro Einwohner des Landes Berlin und zu wenig, um die Ausgaben der Hilfsorganisationen zu decken. Vor der ent- scheidenden Sitzung des Hauptausschusses forderten die Katastrophenschützerinnen und -schützer der Hilfsorgani- sationen eine deutliche Erhöhung des Etats.  DRK-Landesgeschäftsführerin Gudrun Sturm im Gespräch mit Abgeordneten Die intensiven Bemühungen der Hilfsorganisationen fan- den am 14. Dezember 2023 ihre Bestätigung durch den Beschluss des Doppeletats. Im Doppelhaushalt 2024/2025 sind nun Erhöhungen bei den Investitionen in Fahrzeuge und Technik in Höhe von insgesamt 8,6 Mio. Euro sowie für konsumtive Ausgaben – Mieten für Fahrzeugstellplätze und Räume für die ehrenamtlichen Helfer sowie für die Ausbildung und die Gewinnung von Freiwilligen – in Höhe von insgesamt 1,7 Mio. Euro vorgesehen. „Wir sind froh und dankbar, dass die Abgeordneten unseren Appell zur dringend notwendigen Auf- stockung des Katastrophenschutz-Budgets erhört haben. Wir betrachten das als Zeichen der Wert- schätzung gegenüber der Arbeit von unzähligen ehrenamtlichen Kräften in den Reihen der Berliner Hilfsorganisationen, die immer dann zur Stelle sind, wenn Berlinerinnen und Berlinern in Krisensitua- tionen geholfen werden muss.“ Gudrun Sturm Landesgeschäftsführerin des Berliner DRK-Landesverbandes 3

EURO 2024  Sanitätsstreife inmitten von Fußballfans (EM 2016) EURO 2024: Vorfreude auf vier Wochen Fußballfieber in der Hauptstadt Im Sommer 2024 findet unter dem Motto „Heimspiel für Europa“ die Fußballeuropa- meisterschaft in Deutschland statt. Das Olympiastadion Berlin, als größtes der zehn EURO- Stadien mit einer Kapazität von über 70.000 Fans, wird Gastgeber für sechs Spiele sein, darunter das Finale am 14. Juli 2024. Die Hauptstadt bereitet sich darauf vor, rund 2,5 Milli- onen Fans willkommen zu heißen, die sich nicht nur auf spannende Matches freuen können, sondern auch auf ein Eröffnungskonzert, die große Fanmeile am Brandenburger Tor und weitere Public-Viewing-Events im ganzen Stadtgebiet. Die Berliner Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler bereiten sich ebenfalls auf Großes vor, um im Sanitätsdienst schnell Hilfe zu leisten, wenn sie benötigt wird. Egal ob im ausverkauften Olympiastadion oder beim Public Viewing vor dem Brandenburger Tor: Wo viele Menschen zusammenkommen, gibt es kleine und größere Notfälle. In diesen Fällen ist Verlass auf die Sanitätskräfte des DRK, die schnell und kompetent Erste Hilfe leisten – ob bei einem umgeknickten Fuß oder einem Schwächean- fall. Für ihre Einsätze werden die Ehrenamtlichen sorgfältig ausgebildet und angemessen ausgerüstet. Durch die regel- mäßigen Einsätze sind die DRK-Sanitäterinnen und -Sani- täter erfahren und einsatzerprobt. Auch große Fußballturniere sind für die Berliner DRK- Kräfte kein Neuland. Als die deutsche Nationalmann- schaft 2014 in Brasilien ihren vierten Weltmeistertitel holte, fieberten 250.000 Fans beim Public Viewing vor dem Brandenburger Tor in Berlin mit. Rund 100 Helferin- nen und Helfer des Berliner Roten Kreuzes sorgten dafür, 4 Einblicke 01/2024 dass die Fans unbesorgt feiern konnten – verteilt auf vier Unfallhilfsstellen und 16 Fahrzeuge leisteten sie über 500 Hilfeleistungen und 40 Transporte in Krankenhäuser zur weiteren Behandlung. Keine Mannschaft mit mehr Spieltagen als das DRK Den größten planbaren Einsatz in der Geschichte des DRK bildete jedoch die sanitätsdienstliche Absicherung der Heim-WM im Jahr 2006. Bundesweit waren rund 35.000 größtenteils ehrenamtliche Helferinnen und Helfer während des „Sommermärchens“ im Einsatz. Sie waren für die medizinische Betreuung in den Stadien verant- wortlich, unterstützten die öffentliche Gefahrenabwehr und versorgten Tausende Fußball-Begeisterte auf den Fanmeilen im ganzen Land.

DRK-Kräfte leisten Erste Hilfe bei einer Besucherin der Fanmeile (WM 2018)  Sanitätsstreife inmitten von Fußballfans (EM 2016)  Alle sechs Spiele im Berliner Olympiastadion: Samstag, 15. Juni 2024 Samstag, 29. Juni 2024  DRK-Sanitäter hat die Fans beim WM-Finale 2014 im Blick Gruppe B: Spanien – Kroatien Freitag, 21. Juni 2024 Gruppe D: Polen – Österreich Dienstag, 25. Juni 2024 Gruppe D: Niederlande – Österreich Achtelfinale Samstag, 6. Juli 2024 Viertelfinale Sonntag, 14. Juli 2024 Finale In der Hauptstadt sicherten die freiwilligen Rotkreuz-Hel- ferinnen und -Helfer das Olympiastadion ab (zusammen mit dem ASB), unterstützten die öffentliche Gefahrenab- wehr durch Einsätze in den Feuerwachen und waren an zahlreichen Public-Viewing-Points präsent. Als Schwer- punkt erwies sich der vier Wochen andauernde Großein- satz auf der Fanmeile am Brandenburger Tor, die vom 7. Juni bis zum 9. Juli von rund neun Millionen Fans be- sucht worden war. Je nach Spielbegegnung waren täglich zwischen 50 und 200 freiwillige Helferinnen und Helfer an drei bis sechs DRK-Unfallhilfsstellen entlang der zwei Kilometer langen Fanmeile für die notfallmedizinische Ver- sorgung im Einsatz – eine Leistung auf weltmeisterlichem Niveau! Die Berliner DRK-Sanitäterinnen und Sanitäter absol- vierten insgesamt 30.833 Einsatzstunden, bei denen sie 6.797 Mal Erste Hilfe leisteten und 439 Transporte durch- führten. Alleine auf der Fanmeile wurden 5.921 Erste- Hilfe-Fälle behandelt und 273 Personen zur weiteren Ver- sorgung in Krankenhäuser transportiert. Besonders häufig mussten hitzebedingte Kreislaufprobleme und Sonnen- stiche behandelt werden. Vorfreude aufs Sommermärchen 2.0 Achtzehn Jahre später bereitet sich die Hauptstadt erneut auf vier Wochen Fußballfieber vor. Während die besten Mannschaften Europas fleißig trainieren, laufen auch im Berliner Roten Kreuz die Vorbereitungen auf Hochtouren, denn ihre professionelle Ausbildung, ihre Erfahrung und ihre unermüdliche Einsatzbereitschaft machen die ehren- amtlichen DRK-Sanitäterinnen und -Sanitäter zu einem un- verzichtbaren Teil für Großereignisse wie die EURO 2024. Sie gewährleisten, dass das Wohlbefinden aller Fans an erster Stelle steht. Großevents mal aus einer anderen Perspektive erleben? Alle, die sich für ein Engagement im Berliner Roten Kreuz interessieren und Events wie die EURO 2024 hautnah und aus einer anderen Perspektive erleben möchten, können sich bei ihrem örtlichen DRK-Kreis- verband über die Ausbildung im Sanitätsdienst informieren. www.drk-schule.berlin www.drk-berlin.de/ehrenamt 5

Wasserwacht Berliner Rotes Kreuz stärkt Wasserrettungsdienst: 4 neue Boote für die Wasserwacht Vor dem Start der Wasserwacht-Saison 2024 konnte sich das DRK in Berlin einen langgehegten Wunsch erfüllen: vier nagelneue Ret- tungsboote, die nicht nur modernste Technologie repräsentieren, sondern auch eine emotionale Bedeutung haben. Die Notwendigkeit der Neuanschaffung ergab sich aus der Tatsache, dass einige der vorhandenen Motorret- tungsboote der Wasserwacht Berlin zunehmend an ihre technischen Grenzen stießen und zuletzt vermehrt aus- fielen. Die vier neuen Boote ersetzten zwischen 25 und 30 Jahre alte Vorgängerboote, die mit ihren geringeren Ab- messungen (nur fünf Meter Länge) nicht mehr genügend Platz für die Ausrüstung der Retterinnen und Retter und die Patientenversorgung geboten haben. Mit der Erneue- rung der Flotte ist die Wasserwacht Berlin nun besser gerüstet, um den stetig wachsenden Anforderungen im Wasserrettungsdienst gerecht zu werden.  Ein Boot nimmt Form an – Einblick in die Bauphase der neuen Wasserrettungsfahrzeuge. Die vier Boote sind identische Mehrzweckboote mit Ab- messungen von etwa 7,2 Metern Länge und 2,4 Metern Breite. Angetrieben werden die Boote von einem 150 PS starken Außenbordmotor. Die Kapazität des Bootes ermöglicht Platz für bis zu 10 Personen, wobei die Be- satzung in der Regel aus einem Bootsführer oder einer Bootsführerin, einem Bootsmann oder einer Bootsfrau und einem Wasserretter oder einer Wasserretterin be- steht. Die neuen Einsatzmittel gehören dem gleichen Typ an wie drei andere Boote, die zwischen 2015 und 2017 beschafft wurden und sich im Wasserrettungsdienst als äußerst robust und funktional bewährt haben. Es wurden ledig- lich einige geringfügige Optimierungen vorgenommen, darunter ein überdachter Fahrstand, der die Besatzung künftig besser vor Sonne und Regen schützen soll. Zu- sätzlich wurde ein größeres Staufach für das mitgeführte 6 Einblicke 01/2024

 Steuerstand der neuen Boote  Heck der neuen Boote Sanitätsequipment (SAN-Rucksack, Sauerstoff, Defibrilla- tor) integriert. Ein besonderer Vorteil liegt in der Bugklap- pe, die es ermöglicht, Arbeiten auf Höhe der Wasserlinie durchzuführen. Dies erleichtert insbesondere die Rettung von Personen aus dem Wasser sowie technische Einsätze wie die Bergung von Booten. An der Überführung der Boote von Andernach am Rhein nach Berlin waren insgesamt zehn Einsatzkräfte aus den DRK-Kreisverbänden Berlin-Nordost, Berlin Schöneberg- Wilmersdorf und Wedding/Prenzlauer Berg beteiligt. Am Samstag, dem 16. Dezember, begaben sich dafür vier Lastkraftwagen und ein Kommandowagen auf den Weg nach Rheinland-Pfalz. Am Sonntag wurde die Rückreise mit den neuen Booten im Gepäck angetreten. Die Investition in moderne Einsatzmittel ist ein Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit an den Berliner Gewässern und ein Ausdruck der Wertschätzung für die Ehrenamtlichen, die Sommer für Sommer Menschen in Not auf dem Was- ser helfen. Die neuen Boote werden aber auch fortlaufend an außergewöhnliche Rotkreuzler und Menschen erin- nern, da sie zu Ehren verstorbener Kameraden aus den Reihen des Berliner Roten Kreuzes getauft werden. Ab der Saison 2024, die am 1. Mai beginnt, werden die „Pe- ter Burzlaff“, die „Fritz Jünger“, die „Jens-Peter Gericke“ und die „Werner Mertz“ auf dem Wannsee und auf der Havel im Einsatz sein.  Überführung der neuen Boote von Andernach am Rhein nach Berlin (16./17. Dezember 2023) Werde Teil der Wasserwacht! Du hast Spaß am Wasser und das Interesse anderen Menschen zu helfen? Dann werde doch Teil der Was- serwacht Berlin! Die Mitglieder der Gemeinschaft sind im Wasserrettungsdienst und Katastrophen- schutz aktiv. Zudem setzt sich die Wasserwacht für die Schwimmausbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein. Ein Einstieg ist jederzeit mög- lich. Wir sorgen für Deine Ausbildung! Interessierte können per E-Mail mit der Wasserwacht Berlin Kontakt aufnehmen: wasserwacht@drk-berlin.de 7

Landesversammlung Landesversammlung des DRK in Berlin: Frische Ideen und praktische Lösungen Die Landesversammlung 2023 des Berliner Roten Kreuzes stand im Zeichen der Zukunft. Unter vier großen Überschriften wurde debattiert, wie das Berliner Rote Kreuz auch in den kommenden Jahren seiner Rolle als verlässlicher Partner für das Land Berlin und seine Bürgerinnen und Bürger gerecht werden kann. Zum höchsten Gremium des Berliner Roten Kreuzes ver- sammeln sich einmal im Jahr Delegierte aus den DRK- Kreisverbänden, Mitglieder des Landesausschusses, Ver- treterinnen und Vertreter der gemeinnützigen Organisationen mit Stimmrecht sowie die Vorsitzenden der Fachausschüsse. Diese Zusammenkunft dient unter anderem der Wahl der Ver- bandsspitze, der Beschlussfassung über Satzungsänderungen und der Genehmigung landesweit geltender Ordnungen. Die Landesversammlung 2023 war geprägt von einem verstärkten Blick in die Zukunft. „Das Deutsche Rote Kreuz leistet im- mens wichtige Arbeit für Berlin und unterstützt das Land insbeson- dere in Krisensituationen: Auch Dank des engagierten und tatkräftigen Einsatzes des DRK bei der Impfkam- pagne konnten wir die Pandemie letztlich eindämmen. Ebenso leisten die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter einen wichtigen Beitrag bei der Versorgung und Unterbringung von Asylsuchenden. Allen Beteiligten gilt daher mein besonderer Dank.“ Grußwort von Bürgermeister Stefan Evers 8 Einblicke 01/2024

Delegierte und Gäste der Landesversammlung 2023   Bericht von Landes- geschäftsführerin Gudrun Sturm Berlins DRK-Präsident Mario Czaja stimmte die Teilnehmenden auf die Zukunft ein.  Eine Schnellzeichnerin hielt die Landesversammlung 2023 grafisch fest – das entstandene Zukunftsbild ist auf der folgenden Doppelseite abgebildet. Teilnehmende des Workshops „Der zukunftsorientierte Ausbau der Wohlfahrts- und Sozialarbeit im Berliner Roten Kreuz“   Die zahlreichen Herausforderungen der 2020er-Jahre – von Pandemien über Klimawandel bis hin zu Inflation und demografischem Wandel – lassen darauf schließen, dass Krisen künftig nicht mehr als isolierte Ereignisse auf dem Weg zur Rückkehr zur Normalität betrachtet werden können. Stattdessen werden sie die Welt, Deutschland und Berlin kontinuierlich herausfordern. Das Berliner Rote Kreuz positioniert sich aktiv gegenüber diesen Entwick- lungen und den damit verbundenen Herausforderungen. Das erklärte Ziel besteht darin, auch in Zukunft als starker Partner an der Seite des Landes Berlin und seiner Bürge- rinnen und Bürger mit innovativen Ideen und praxistaug- lichen Lösungsansätzen präsent zu sein. Wie das DRK seiner großen Verantwortung für die Ber- linerinnen und Berliner auch in Zukunft gerecht werden kann, diskutierten die Teilnehmenden unter vier großen Überschriften: Personalgewinnung für das Haupt- und Ehrenamt, Bildung unter dem Dach des Berliner DRK, Ka- tastrophenschutz und Notfallversorgung sowie die Wei- terentwicklung des Bereichs Wohlfahrt und Soziales. In vier Workshops wurden vielversprechende Denkanstöße zur zukünftigen Organisation und Ausrichtung des Ver- bandes und den zu lösenden Aufgaben erarbeitet, die von einer Schnellzeichnerin in einem visuellen Protokoll fest- gehalten wurden. Das Zukunftsbild ist auf der folgenden Doppelseite abgebildet. Berlins DRK-Präsident Mario Czaja betonte vor den über 100 Delegierten und Gästen der Landesversammlung, dass die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie und der Ukraine-Nothilfe gezeigt haben, dass das DRK in der Lage ist, kurzfristig, professionell und mit der erforder- lichen Empathie Großlagen für das Land Berlin erfolg- reich zu bewältigen: „Diese Erkenntnis, die wir uns durch den zigtausendfachen Einsatz unserer ehren- amtlichen und hauptamtlichen Kräfte in den zurück- liegenden drei Jahren erarbeitet haben, gibt uns das Selbstvertrauen zu sagen: Wir bieten Lösungen für vielfältige Krisen und landesweite Notfälle. Wir sind in der Lage, rasch innovative Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.“ Die vertiefe Auseinandersetzung mit den identifizierten Zukunftsthemen wird das Berliner Rote Kreuz im Jahr 2024 weiter vorantreiben. Jahrbuch 2022/2023 Auf der Landesversammlung wurde das aktuelle Jahrbuch des Berliner Roten Kreuzes vorgestellt. Der Rückblick auf die Jahre 2022/2023 steht zum Download auf unserer Website zur Verfügung. 9

Ukraine-Nothilfe Großeinsatz für Berliner Hilfsorganisationen: Zwei Jahre „Fluchthafen“ Tegel Im März 2022 wurde auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel in Berlin unter großem Zeitdruck ein Ankunftszentrum für Geflüchtete aus der Ukraine geschaffen. In Rekordzeit – vom Kriegs- ausbruch bis zu Eröffnung dauerte es keine vier Wochen – entstand das „Ukraine Ankunftszentrum TXL“, das seitdem zu einer der größten Flüchtlingsunterkünfte Deutschlands gewachsen ist. Der fortwährende Wandel der Umstände erfordert von den hier tätigen Berliner Hilfsorga- nisationen eine kontinuierliche Anpassung ihres Engagements an die Bedürfnisse der Menschen vor Ort. Der bewaffnete Konflikt in der Ukraine hat mehrere Millionen Menschen veranlasst, ihre Heimat zu ver- lassen. Der Großteil von ihnen sucht Zuflucht in den westlichen Nachbarländern. Die Menschen, die nach Deutschland flüchten, unterstützt das DRK bundesweit mit grundlegender humanitärer Hilfe, Betreuungs- und Versorgungsangeboten – so auch in Berlin. Im März 2022 wurde dem Roten Kreuz vom Land Berlin die Betreiberverantwortung für das „Ukraine Ankunfts- zentrum TXL“ übertragen. In enger Kooperation mit den anderen Berliner Hilfsorganisationen – ASB, Johanniter und Malteser – widmen sich Rotkreuzlerinnen und Rot- kreuzler hier seit zwei Jahren der Begrüßung, Versorgung und Unterbringung von Geflüchteten. Aus Ankunftszentrum wird Notunterkunft Ursprünglich als Drehkreuz konzipiert, lag der Fokus in Tegel zu Beginn auf der Verteilung der in der Hauptstadt ankommenden Flüchtlinge auf die Bundesländer. Geplant war, dass nur diejenigen, die in Berlin bleiben konnten und wollten, höchstens 72 Stunden in der nachgelager- ten Erstunterkunft verbringen sollten – betreut von den Berliner Hilfsorganisationen, deren Aufgaben hier von der gesamten Logistik und dem Informationsmanagement über die Kinderbetreuung sowie medizinische und psy- chosoziale (Notfall-)Versorgung bis zur sozialen Beratung der Geflüchteten reichen.  Luftaufnahme des „Ukraine Ankunftszentrums TXL“ im März 2022: Ein Jahr nach Eröffnung bot die Einrichtung Platz für 4.500 Geflüchtete. Inzwischen ist der Komplex auf 6.500 Betten angewachsen. 12 Einblicke 01/2024

Eine Klavierspende der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin fand Platz in einer der gemeinschaftlich genutzten Freizeithallen.   Bunt, fröhlich und laut wurde der Weltkindertag 2023 im Ankunftszentrum feiert. Aufgrund von Kapazitätsengpässen in regulären Unter- künften in Berlin und ganz Deutschland entwickelte sich Tegel jedoch zu einem längerfristigen Aufenthaltsort. Mitt- lerweile verweilen viele Gäste hier mehrere Wochen oder sogar Monate. Mit der Verlängerung der Aufenthaltsdauer stieg auch die Anzahl der Menschen, die auf dem Flugha- fengelände untergebracht werden mussten. Ab Dezember 2022 zogen neben Ukrainerinnen und Ukrainern erstmalig auch Asylbegehrende aus anderen Herkunftsländern nach Tegel. Der anhaltende Zustrom von Geflüchteten und Asylsuchenden stellte das Land Berlin vor große Herausforderungen und erforderte eine vorausschauende Planung, um weiterhin jedem Schutzsuchenden in Berlin ein Obdach bieten zu können. Über 116.000 Menschen begrüßt Um zusätzliche Unterbringungskapazitäten zu schaffen, begann ab Ende 2022 der Aufbau von großen Leichtbau- hallen in Tegel. Die Gesamtkapazität stieg dadurch von ursprünglich gut 500 auf mittlerweile 6.500 Betten, verteilt auf acht Komplexe für die Unterbringung (dazu gehören je zwei Schlaf-, eine Sanitäts- und eine Aufenthaltshalle). Zwei Jahre nach der Eröffnung leben etwa 3.800 Men- schen aus der Ukraine und 600 Asylbegehrende aus anderen Ländern auf dem Flughafengelände. Insgesamt wurden seit der Eröffnung über 116.000 Menschen be- grüßt und betreut. Der einst als Drehkreuz geplante Komplex hat sich zu einer der größten Notunterkünfte Deutschlands entwickelt. Sportangebote fördern das Miteinander vor Ort.   In der Nähstube des Ankunftszentrums können Geflüchtete aus der Ukraine und Asylsuchende ihre Näh- und Strickfertigkeiten perfektionieren. Förderung der sozialen und kulturellen Teilhabe Die Berliner Hilfsorganisationen haben ihr Engagement kontinuierlich an die neuen Umstände und die Bedürf- nisse der Menschen angepasst. Zusätzlich zu klassi- schen Betreuungs- und Versorgungsangeboten liegt mit der Erweiterung des Komplexes ein stärkerer Fokus auf Bildungs- sowie sozialen, kulturellen und sportlichen Be- tätigungsangeboten. Dies ermöglicht den Menschen eine sinnvolle Beschäftigung und Momente der Unbeschwert- heit im Alltag in der Notunterkunft. Die Palette der Angebote ist vielfältig: Es gibt Filmabende, eine Nähstube, Yogastunden, Bastelkurse, Billard- und Tischtennisturniere. Große Vereine wie Alba Berlin und der 1. FC Union konnten für Sportaktivitäten für Kinder und Jugendliche gewonnen werden. Zu besonderen An- lässen wie dem Weltkindertag wurden Feste mit einem vielfältigen Programm organisiert. Mit „TOGETHER@P10“ hat die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie zudem in Kooperation mit verschiedenen Trägern und Vereinen ein Bildungs- und Lernprogramm initiiert. Im Fe- bruar 2024 hat die Willkommensschule TXL den Betrieb aufgenommen. Trotz der Provisorien und der geringen Privatsphäre, die die Leichtbauhallen bieten, haben alle Mitwirkenden im Ankunftszentrum seit März 2022 bis heute nicht nur Unterkunft und Versorgung bereitgestellt, sondern auch Gemeinschaft, Bildung und Unterhaltung gefördert. Der „Fluchthafen“ Tegel ist auch nach zwei Jahren nicht nur ein Sinnbild der durch Krieg verursachten Not, sondern auch der Menschlichkeit und Solidarität in herausfordern- den Zeiten. 13

Ehrenamt – aktiv in Berlin Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV): Akuthilfe bei der Bewältigung kritischer Lebensereignisse Hier berichtet Christoph Müller, Fachlicher Leiter „Psychosoziale Notfallversorgung“ im Berliner DRK- Landesverband, über die Aktivitäten und Fortschritte im Bereich PSNV. A m 20. April 2021 wurde in Berlin das bun- desweit erste Landesgesetz zur „Psycho- sozialen Notfallversorgung“, kurz PSNV, zur Stärkung des Bereiches im Bevölkerungsschutz verabschiedet. Unter dem Begriff sind die Ge- samtstruktur und Maßnahmen der Prävention sowie der kurz-, mittel- und langfristigen Ver- sorgung von Betroffenen und Einsatzkräften im Kontext belastender Notfälle und Einsatzsitua- tionen zusammengefasst. PSNV-Maßnahmen umfassen die Früherkennung und Prävention psychosozialer Belastungsfolgen und die ad- äquate Unterstützung betroffener Personen und Gruppen zur Verarbeitung des Erlebten. Die Arbeitsgemeinschaft PSNV- Krisenintervention Das Berliner Rote Kreuz engagiert sich seit 2013 in der Arbeitsgemeinschaft PSNV-Krisenintervention. Darin sind in dem Bereich aktive Hilfsorganisationen, die evangeli- sche und katholische Kirche sowie die muslimische und russischsprachige Notfallseelsorge vernetzt. Die Arbeits- gemeinschaft zählt insgesamt über 150 ehrenamtliche Ein- satzkräfte, die jedes Jahr etwa 350 Einsätze absolvieren, alarmiert über die Leitstellen der Berliner Feuerwehr und der Berliner Polizei. Die Arbeitsgemeinschaft ist in vier Re- gionen organisiert und bietet ihren Mitgliedern regelmäßig organisationsübergreifende Supervisionen und Fortbildun- gen an. Unter dem Dach des Berliner Roten Kreuzes wurde im DRK-Kreisverband Berlin-Zentrum bereits eine aktive PSNV-Gruppe aufgebaut und ausgebildet. Diese Gruppe kommt bei Großveranstaltungen zum Einsatz und enga- giert sich in der Einsatznachsorge. Der Aufbau weiterer PSNV-Gruppen im Nordosten und Süden der Bundes- hauptstadt ist geplant. Aufgaben der PSNV-Kräfte Die psychosoziale Akuthilfe für Betroffene umfasst die notfallpsychologische Begleitung und Betreuung, die Be- reitstellung von Informationen im Einsatz, die Aktivierung 14 Einblicke 01/2024  PSNV-Grundkurs im DRK-Kreisverband Berlin Steglitz-Zehlendorf 2023  PSNV-Kräfte auf der Internationalen Grünen Woche 2023  PSNV-Grundkurs im DRK-Kreisverband Berlin Steglitz-Zehlendorf 2023. des sozialen Hilfeleistungsnetzes sowie die Vermittlung weiterführender Hilfen. PSNV-Kräfte werden sowohl bei individuellen Notfällen als auch bei Großschadensereignis- sen und Katastrophen eingesetzt. Konkrete Einsatzgründe sind zum Beispiel die Betreuung von Hinterbliebenen nach erfolglosen Reanimationen und Suiziden, die Überbringung von Todesnachrichten sowie die Unterstützung nach Ver- kehrs- und Arbeitsunfällen. Aus- und Weiterbildung für PSNV-Kräfte Informationen zur Fachausbildung PSNV sowie zu Trainings zur „Ersten Hilfe für seelische Gesundheit (MHFA)“ finden Interessierte im Bildungsplan 2024 der DRK-Landeskatastrophenschutzschule. www.drk-berlin.de/angebote/bildung/ landesschule/landeskatastrophen- schutzschule Kontakt Christoph Müller Fachlicher Leiter PSNV im Berliner DRK-Landesverband muellerch@drk-berlin.de

DRK auf der Grünen Woche: 10 Tage im Einsatz Vom 19. bis 28. Januar strömten rund 275.000 Besuche- rinnen und Besucher zur Grünen Woche 2024 in Berlin, um sich über die neuesten Trends in Sachen Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau zu informieren. Die Verantwor- tung für die medizinische Absicherung der Messe lag auch dieses Jahr in den kompetenten Händen des DRK-Kreis- verbands Berlin-Zentrum und verlässlicher Unterstützung von Kräften aus weiteren Kreisverbänden. Helferinnen und Helfer in Rotkreuz-Jacken kümmerten sich an allen zehn Messetagen um die Sicherheit der Besucherinnen und Be- sucher sowie selbstverständlich auch der Ausstellerinnen und Aussteller. Hilfe für 2.700 Obdachlose in kalten Winternächten Der Wärmebus des Berliner DRK-Landesverbandes und der Obdachbus der DRK Berlin Südwest Soziale Arbeit, Beratung und Bildung gGmbH boten auch in der Kältehilfe-Saison 2023/2024 wieder wichtige, oft lebens- rettende Unterstützung für Obdachlose in Berlin an. Die Teams suchten abends Orte auf, an denen sich obdachlose Menschen oft aufhalten, und reagierten auf Hinweise aus der Bevölkerung, die sie über die Hilfsnum- mern auf bedürftige Personen aufmerksam gemacht hatten. Die Helferin- nen und Helfer verteilten heiße Getränke sowie Hilfsgüter wie Isomatten, Schlafsäcke und warme Kleidung. Auf Wunsch übernahmen sie auch den Transport in eine Notunterkunft. Hilferufnummern (November bis März) Wärmebus: 030 600300 1010 (täglich von 18 bis 24 Uhr) Obdachbus: 0157 580 949 52 (Mo., Di., Do. und Fr. von ca. 17 bis 01:30 Uhr) Landesmeisterschaften im Rettungsschwimmen Am 25. Februar 2024 fanden die mit Spannung erwarte- ten Landesmeisterschaften im Rettungsschwimmen in der Schwimmhalle „Helmut Behrendt“ in Berlin-Marzahn statt. Bei dem Wettbewerb traten Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), der Deut- schen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und des Deut- schen Roten Kreuzes, vertreten durch den DRK-Kreisverband Berlin-Nordost, gegeneinander an. Angefeuert von ihren Teams, Freunden und Familie stellten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Fähigkeiten in verschiedenen Disziplinen des Rettungsschwimmens unter Beweis. Dabei waren nicht nur Schnelligkeit und Ausdauer von Bedeutung, sondern auch die präzise Anwendung von Rettungstechniken und Erste-Hilfe-Maßnahmen. 15

Ehrenamt – aktiv in Berlin In 1.000 Arbeitsstunden zum neuen Verpflegungsfahrzeug Mit großem Einsatz und Ausdauer haben die Mitglieder der Bereitschaft Charlottenburg I im DRK-Kreisverband Berlin-Zentrum einen ausgemusterten Krankentransportwagen erfolgreich zu einem Verpflegungsfahrzeug umgebaut. Die Versorgung von Einsatzkräften bei Übungen oder von Betroffenen größerer Einsatzlagen stellt stets eine logistische Herausforderung dar. Wie können Getränke und Snacks schnellstmöglich zur Einsatzstelle gebracht werden? Wie lässt sich dabei ein Mindestmaß an hygieni- schen Standards gewährleisten? Und wie kann man sich auf diese Aufgaben vorbereiten, ohne die örtlichen Ge- gebenheiten zu kennen? Diese Fragen beschäftigten die Mitglieder der Bereitschaft Charlottenburg I lange Zeit. Im Herbst 2021 bot sich schließlich eine Lösung in Form eines ausgemusterten Krankentransportwagens, der zuvor im Katastrophenschutz eingesetzt worden war. Das Fahrzeug, liebevoll „Rosi“ genannt, wurde von der Berliner Feuerwehr ausgemustert, vom Kreisverband übernommen und mithilfe des SamBA-Fonds zum Ver- pflegungsfahrzeug umgebaut. Über einen Zeitraum von gut zwei Jahren und unter erschwerten Bedingungen durch die Corona-Pandemie haben die Mitglieder der Be- reitschaft mehr als 1.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden investiert, um das Fahrzeug für seinen neuen Einsatz- zweck vorzubereiten. Die umfangreichen Arbeiten am Fahrzeug beinhalteten die nahezu vollständige Entkernung sowie den Einbau von neuer Elektrik. Eine verbesserte Innenraumbeleuchtung, Steckdosen, die über einen Außenanschluss gespeist wer- den, und ein Wandler wurden eingebaut, um notfalls auch über die Autobatterie arbeiten zu können. Ein leistungs- starkes Stromaggregat ermöglicht einen autarken Betrieb. Darüber hinaus erhielt „Rosi“ eine Umfeldbeleuchtung, eine Rückfahrkamera und eine Heckwarneinrichtung, die es bei Bedarf auch als Sicherungsfahrzeug einsetzbar machen. Besonderes Augenmerk wurde auf die Innenausstattung gelegt. Beleuchtete Regale und Arbeitsflächen für die Ausgabe über die Hecktüren wurden installiert. Mit einem Grundbestand an Kaffee, Tee, Wasser und Snacks kann das Fahrzeug nun umgehend eine erste Versorgung an Einsatzstellen bereitstellen und bei Bedarf auch als Ausga- bestelle für angelieferte Speisen dienen. Trotz noch ausste- hender Restarbeiten steht „Rosi“ ab sofort für Einsätze zur Verfügung und wird den Helferinnen und Helfern hoffentlich viele Jahre gute Dienste leisten.  Über 1.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden flossen in den Umbau.  Wichtigstes Ausstattungsmerkmal von „Rosi“ ist die Ausgabe über die Hecktüren. 16 Einblicke 01/2024  Eine neue Beklebung unterscheidet „Rosi“ deutlich von den klassischen 4-Tragen-Krankentransportwagen.

Bildungsangebote Im Gespräch mit Dr. Sven Hahn: Neue Vorhaben für die Landeskatastrophenschutzschule Unter der Maxime „Bildung sichert Zukunft“ gibt es unter dem Dach des DRK in Berlin vielfältige Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für unterschiedliche Ziel- gruppen. Der Fokus der Landeskatastrophenschutzschule liegt auf den ehrenamtlich tätigen Personen. Ziel ist es, die bereits hohe Handlungskompetenz der Einsatzkräfte weiter zu stärken. Seit Oktober 2023 gehört Dr. Sven Hahn als Leiter der Landeskatastrophenschutzschule zum Team der DRK-Landesschule und teilt im Gespräch seine Ideen für deren Entwicklung mit. Herr Dr. Hahn, wie kam es dazu, dass Sie die Leitung der Landeskatastrophenschutzschule übernommen haben? Durch mein langjähriges Ehrenamt in der Bereitschaft Tem- pelhof-Kreuzberg bin ich gut mit der Arbeit der Schule ver- traut und erlebe aus erster Hand, wie entscheidend eine qualitativ hochwertige Ausbildung und kontinuierliche Fort- bildungsmöglichkeiten sind. Daher habe ich die Gelegen- heit, mich auch hauptamtlich im DRK für die Verbesserung der Aus- und Weiterbildungsstrukturen für Ehrenamtliche einzusetzen, gerne ergriffen. Welche Pläne haben Sie für die Schule? Unser oberstes Ziel ist Verlässlichkeit. Wir streben danach, jedem, der sich aus- oder fortbilden will, die Teilnahme zu ermöglich. Des Weiteren wollen wir das Kursangebot wei- ter ausbauen. Aktuell arbeiten wir an der Einführung neuer Fachdienstausbildungen im Bereich „Betreuungsdienst“ und „Technik und Sicherheit“. Welche langfristigen Herausforderungen sehen Sie? Da sich unser Angebot an Menschen richtet, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren, ist es essenziell, ihnen die Teilnahme an Aus- und Fortbildungen so un- kompliziert wie möglich zu gestalten. Digitalisierung und Modularisierung sind daher entscheidende Schlagworte, an denen wir kontinuierlich arbeiten. Zur Person Dr. Sven Hahn ist seit Oktober 2023 der hauptamtliche Leiter der Berliner DRK- Landeskatastrophenschutzschule. Zuvor war der promovierte Chemiker an einer Berliner Gemein- schaftsschule als Lehrer für Chemie und Informatik tätig. Im Ehrenamt ist Dr. Sven Hahn seit 2015 in der Bereitschaft Tempelhof-Kreuzberg des DRK-Kreisver- bands Berlin-Zentrum im CBRN-Dienst aktiv. www.drk-berlin.de/landesschule Zum Abschluss – mit welchem Projekt beschäftigen Sie sich aktuell? Um die Ausbildungskosten möglichst niedrig zu halten, erkunden wir auch neue Finanzierungsmethoden. Aktuell steht ein Crowdfunding-Pilotprojekt als Idee im Raum. Hierbei wollen wir durch Spenden von Berlinerinnen und Berlinern zum Beispiel die Finanzierung für Unterrichtsein- heiten im Bereich der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) ermöglichen. Als Dankeschön wollen wir unseren Unterstützerinnen und Unterstützern dann Verschiedenes bieten, abhängig von der Höhe der Spende. Denkbar ist beispielsweise, dass alle Spenderinnen und Spender, die es wünschen, namentlich auf unserer Webseite genannt werden. 17

Nachruf Jens Quade: Ein Mann voller Tatendrang und Menschlichkeit Jens Quade war eine vielschichtige und vor allem hochgeschätzte Persön- lichkeit: Ur-Berliner, Familienmensch, Rettungsassistent und engagierter Ausbilder im Rettungsdienst. Als Einsatzleiter und ehrenamtlicher Präsi- dent des DRK-Kreisverbands Müggelspree zeigte er sich stets „mit einem gewinnenden Lächeln und einem festen Händedruck“. Ein Nachruf auf einen Mann, der schon jetzt an allen Ecken und Enden fehlt. Bereits in jungen Jahren fand Jens Quade seine Be- rufung im Helfen. Mit 14 Jahren absolvierte er einen Erste-Hilfe-Kurs beim DRK – und blieb. Als Jugendlicher gründete er zusammen mit Freunden die Bereitschaft Lichtenberg und leitete sie viele Jahre lang. Bei bedeu- tenden Einsätzen wie der WM-Fanmeile am Branden- burger Tor (2006) oder dem Elbe-Hochwasser (2013) bewies er als Einsatzleiter seine Kompetenz. Zusätzlich zu seinem Engagement in den Bereitschaften wurde er im Jahr 2012 zum Kreisvorsitzenden des DRK-Kreis- verbands Müggelspree gewählt. Auf seine Initiative hin wurde der Verband weiter professionalisiert, indem 2013 ein hauptamtlicher Vorstand installiert wurde, dem ein ehrenamtlich besetztes Präsidium unter der Leitung von Jens Quade seither als Kontrollorgan vorstand. Während der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 übernahm sein Verband eine immense Verantwortung und errich- tete innerhalb weniger Tage zwei große Unterkünfte mit jeweils 1.500 Betten. Mittendrin stand Jens Quade, der seine herausragenden Führungsqualitäten unter Beweis stellte, Ehrenamtliche motivierte und koordinierte und gleichzeitig die hauptamtlichen Strukturen für den Re- gelbetrieb aufbaute. Diese Erfah- rung war im März 2022 erneut von großer Bedeutung, als er als Sonderberater des Berliner DRK-Landesverbands den Auf- bau des „Ukraine Ankunftszen- trums TXL“ mitgestaltete. In Corona-Zeiten war der DRK-Kreisverband Müggelspree für den Betrieb von zwei der sechs großen Berliner Impf- zentren verantwortlich. Die positive Atmosphäre und die effiziente Organisation dieser Zentren waren auf eine geniale Idee von Jens Quade zurückzuführen: Er wusste um die pandemiebedingte Notlage vieler Kulturschaffen- der und vermittelte zahlreichen engagierten Personen aus diesem Sektor temporäre Arbeitsplätze in den Impf- zentren. DJs, Clubleiter, Bühnenbauer, Türsteher, Schau- spieler und andere brachten ihre Fähigkeiten im Umgang mit Menschen ein und trugen auch zur erfolgreichen Durchführung der „Langen Nächte des Impfens“ bei, die dem Impfzentrum Arena sogar internationale Anerken- nung einbrachten. Das Rolling Stone Magazin würdigte diese Initiative mit dem Titel: „Leave It to Berlin to Turn Vaccinations Into a Rave“. Das Zeitmagazin schrieb über den „Macher“ Jens Quade: „Wenn einem Aktivisten der Corona-Krise einst das Bundesverdienstkreuz verliehen werden soll, dann bitte Herrn Quade vom DRK-Kreisver- band Müggelspree.“ Durch seine Erfahrung, Offenheit für neue Ideen und sein Engagement als Teamleiter, Ideengeber, Rückenstärker und Verantwortungsträger hat Jens Quade den DRK- Kreisverband Müggelspree und das gesamte Berliner Rote Kreuz maßgeblich vorangebracht. Dabei handelte er stets nach dem Grundsatz des DRK: Helfen, ohne zu fragen wem! Jens Quade verstarb am 30. Januar 2024 im Alter von 56 Jahren. 18 Einblicke 01/2024

DRK Landesverband Berliner Rotes Kreuz e. V. Bachestraße 11 12161 Berlin www.drk-berlin.de B H E A D G F C Berliner Kreisverbände A B C DRK Kreisverband Reinickendorf-Wittenau e. V. Antonienstraße 50a 13403 Berlin www.drk-reinickendorf-wittenau.de DRK Kreisverband Berlin-Nordost e. V. Sella-Hasse-Straße 19/21 12687 Berlin www.drk-berlin-nordost.de DRK Kreisverband Müggelspree e. V. Waldowallee 101 10318 Berlin www.drk-mueggelspree.de D E F DRK Kreisverband Berlin Steglitz-Zehlendorf e. V. Düppelstraße 36 12163 Berlin www.drk-sz.de DRK Kreisverband Spandau e. V. Galenstraße 29 13597 Berlin www.drk-spandau.de DRK Kreisverband Berlin Schöneberg-Wilmersdorf e. V. Kranzer Straße 6-7 14199 Berlin www.drk-schoeneberg.de G H DRK Kreisverband Berlin-Zentrum e. V. Herbartstraße 25 14057 Berlin www.drk-berlin-zentrum.de DRK Kreisverband Wedding/Prenzlauer Berg e. V. Neue Hochstraße 21 13347 Berlin www.drk-wedpre.de Impressum Herausgeber DRK Landesverband Berliner Rotes Kreuz e. V. Bachestraße 11 12161 Berlin Tel.: E-Mail: presse@drk-berlin.de www.drk-berlin.de (030) 600 300 V.i.S.d.P.: Gudrun Sturm (Geschäftsführerin) Redaktionsleitung Karsten Hintzmann, Charlotte Knust Redaktion Kati Avci, Regina Kneiding, Joachim Lemmel, Christoph Müller, Selina Öç, Hendrik von Quill- feldt, Sophie Weicken, Christian Weitzberg Gestaltung MÖLLER PRO MEDIA® GmbH www.moellerpromedia.de Redaktionsschluss 16.04.2024 Bildnachweise Titel: Bildmontage / [01, 04] Brigitte Hiss / DRK, [02, 03] Gero Breloer / DRK; S. 2: [Portrait 1] Svea Pietschmann; [Portrait 2] DRK LV Berlin; [01] Gero Breloer / DRK; [02] Willing-Holtz / DRK; S. 3: DRK LV Berlin; S. 4: Gero Breloer / DRK; S. 5: [01] Brigitte Hiss / DRK; [02] Sascha Joschko / DRK LV Berlin; [03] A. Zelck / DRK-Ser- vice GmbH; S. 6/7: Dennis Lloyd Brätsch / DRK KV Berlin- Nordost; S. 8-9: Sophie Weicken / DRK LV Berlin; S. 10-11: Barbara Schneider / Visual Faciliators; S. 12: Sophie Weicken / DRK LV Berlin; S. 13: [01] Sophie Weicken / DRK LV Berlin; [02] Esther Bernasconi / DRK LV Berlin; [03, 04] Regina Kneiding / DRK LV Berlin; S. 14: [01] DRK KV Berlin Steglitz-Zehlendorf; [02] DRK KV Berlin-Zentrum; S. 15: [01] DRK KV Berlin-Zentrum; [02] DRK Berlin Südwest gGmbH; [03] DRK KV Berlin- Nordost; S. 16: Joachim Lemmel / DRK KV Berlin-Zentrum; S. 17: [01] Willing-Holtz / DRK; [02] DRK LV Berlin; S. 18: DRK KV Müggelspree; Rückseite: Willing-Holtz / DRK 19

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