Editorial Liebe Leserin, lieber Leser für Zehntausende Menschen aus der Ukraine wurde Berlin in diesem Jahr zur Drehscheibe auf der Flucht nach Deutschland. Begrüßt und getragen wurden sie in unserer Stadt von einer großen Welle der Solidarität. Unter Hochdruck wurden die Kapazitäten für die Unterbringung, Versorgung und Betreuung der Ankommenden errich- tet und hochgefahren. Helfer*innen aus den Reihen des Berliner Roten Kreuzes unterstützten die Bemühungen auf vielen Ebenen und an vielen Orten – schnell, flexibel, empathisch. Zum Beispiel im größten Ankunftszentrum Deutschlands: Für den Betrieb setzte das Land Berlin erneut auf die gesammelte Kompetenz der Berliner Hilfsorganisationen, die bereits die Impfzentren zum Laufen gebracht hatten. Mit seinem Netzwerk aus erfahrenen Krisenmanager*in- nen und tatkräftigen Helfer*innen hat das Bündnis unter der Federführung des Berliner Roten Kreuzes in kürzester Zeit Strukturen für die Ankunft von 10.000 Geflüchteten am Tag aufgebaut – Strukturen, die in aller Konsequenz darauf ausgerichtet sind, den Schutzsuchenden ihren Auf- enthalt in Berlin so angenehm wie möglich zu gestalten. Liebe Leserin, lieber Leser – seit über 70 Jahren kann sich unsere Stadt in Krisenzeiten auf das Rote Kreuz verlassen. Doch wir sind viel mehr als nur Helfer*innen in der Not. Wir betreiben Kitas und Seniorenzentren, bilden junge Menschen aus, organisieren Erste-Hilfe- und Gesund- heitskurse. Im Winter helfen wir obdachlosen Menschen und im Sommer sorgen wir für ungetrübten Badespaß an Berlins Gewässern. Mit unserem neuen Magazin wollen wir Ihnen genau das bieten, was der Titel verspricht: Ein- blicke in die vielfältigen Aktivitäten des DRK in Berlin und einen Brückenschlag zu den tatkräftigen Menschen, die sich in der Hauptstadt mit dem Roten Kreuz auf der Brust für andere engagieren. Wir freuen uns über Ihr Interesse und wünschen viel Spaß beim Lesen! Mario Czaja Präsident Gudrun Sturm Vorstandsvorsitzende Inhalt 3 Ukraine-Nothilfe Großeinsatz für die Berliner Hilfsorganisationen Rotkreuzler*innen leisten Nothilfe für Geflüchtete 10 Schon gewusst? Interessante Zahlen und Fakten über das DRK in Berlin 8 Ehrenamt – aktiv in Berlin Viel Arbeit für unsere Bereitschaften Saisonstart für die Wasserwacht 2 Einblicke 01/2022 12 Kampf gegen Corona Mit Kraft durch die Krise – über 3,3 Millionen Impfun- gen in Berlin 16 Soziales Engagement Suppenaktion etabliert sich im Kiez Wärme schenken in kalten Nächten 50 Jahre „Essen auf Rädern“ 18 19 Bildungsangebote Ausbildung und Qualifizie- rung – das können Sie bei uns alles lernen Adressen Das DRK in Berlin – vom Landesverband bis zu den Kreisverbänden

Topthema – Ukraine-Nothilfe  Pressekonferenz mit Franziska Giffey, Regierende Bürgermeisterin von Berlin, DRK-Landesgeschäftsführerin Gudrun Sturm und Projektleiter Detlef Cwojdzinski. „Wir helfen – und das mit grenzenloser Menschlichkeit. Das ist die DNA der Berliner Hilfsorganisationen.“ DRK-Landesgeschäftsführerin Gudrun Sturm bei der Eröffnung des „Ukraine Ankunftszentrums TXL“ (20.03.2022). Unter Hochdruck wurde die technische Infrastruktur des ehemaligen Flughafens reaktiviert, wurden Betten auf- gebaut und Strukturen zur Versorgung der Geflüchteten geschaffen. Dank des großen Engagements aller Beteilig- ten konnten bereits fünf Tage nach Projektbeginn 500 Ge- flüchtete in Tegel willkommen geheißen werden. Am 20. März 2022 erfolgte die offizielle Eröffnung des „Ukraine Ankunftszentrums TXL“. Willkommen bei uns Nach ihrer Ankunft in Tegel werden die Geflüchteten von Helfer*innen der Berliner Hilfsorganisationen in Empfang genommen. Diejenigen, die ins Bundesgebiet weiter- reisen, steigen in bereitstehende Busse um. Diejenigen, die in Berlin bleiben, durchlaufen einen Medizincheck und checken anschließend in die Erstunterkunft ein. Alle Gewerke im Ankunftszentrum greifen wie Zahnräder in- einander, um den Geflüchteten ihren Aufenthalt in Tegel – seien es wenige Stunden oder Tage – so angenehm wie möglich zu gestalten. Rund 200 Kräfte der Berliner Hilfsorganisationen sind im 3-Schichten-Betrieb rund um die Uhr im Einsatz und übernehmen wertvolle Dienste zur Betreuung und Versor- gung der Geflüchteten – von der gesamten Logistik über die Sprachmittlung bis zum Informationsmanagement. Die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) betreut Geflüchtete mit seelischen Belastungen. Auch der Such- dienst und die Migrationsberatung des Berliner Roten Kreuzes informieren vor Ort über ihre Hilfsangebote. Am 24. Februar 2022 waren die Augen der Weltgemein- schaft auf die Ukraine gerichtet. Mitten in Europa war ein Krieg ausgebrochen, mit dramatischen Folgen für die Zivilbevölkerung in den umkämpften Gebieten. Angst, Gewalt und Zerstörung haben Millionen Menschen in die Flucht getrieben – darunter vor allem Frauen, Kinder, Alte und Kranke. Kurz nach Beginn der Kampfhandlungen er- reichten zeitweise mehrere Tausend Geflüchtete am Tag die Bundeshauptstadt. Schnell wurde klar, dass neue Strukturen für die Versorgung der Ankommenden be- nötigt werden. In der ersten Märzhälfte 2022 beauftragte die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales deshalb die Berliner Hilfsorganisationen – Arbeiter-Sama- riter-Bund, Berliner Rotes Kreuz, Deutsche Lebens-Ret- tungs-Gesellschaft, Johanniter-Unfall-Hilfe und Malteser Hilfsdienst – mit dem Aufbau und Betrieb einer zentralen Anlaufstelle für Geflüchtete. Die Federführung bei dem Projekt „Ukraine Ankunftszentrum TXL“ übernahm die DRK Sozialwerk Berlin gGmbH. Tegel wird zum „Fluchthafen“ Nachdem das Terminal C des stillgelegten Flughafens Tegel bereits im vergangenen Jahr eine erfolgreiche „zweite Karriere“ als Impfzentrum startete, wurde für das Ankunftszentrum auch das berühmte Sechseck (Terminal A und B) aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Auf dem ehemaligen Rollfeld entstand das 2.000 Quadratmeter große Verteilzentrum „UA-TXL Bus-Hub“ des Landes Ber- lin für die Registrierung und Weiterreise von bis zu 10.000 Geflüchteten am Tag. Dem Verteilzentrum nachgelagert ist die Erstunterkunft „UA-TXL“ für bis zu 2.600 Gäste, die in Berlin registriert werden und eine Bleibe benötigen, bis sie ihre dauerhafte Unterkunft beziehen können. 4 Einblicke 01/2022

Topthema – Ukraine-Nothilfe Unterbringen, versorgen, betreuen Rotkreuzler*innen leisten Nothilfe für Geflüchtete Der Krieg in der Ukraine ist eine der größ- ten humanitären Krisen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Millionen Menschen flüchteten aus den umkämpften Gebieten ins Ausland, Zehntausende nach Berlin. Den vielen Menschen, die Hilfe be- nötigten, kam das tatkräftige Engagement der Haupt- und Ehrenamtlichen des Berli- ner Roten Kreuzes zugute.  In ganz Berlin waren DRK-Kräfte mit viel Herz und Know-how für Geflüchtete im Einsatz. Kurz nach Kriegsbeginn kamen Tag für Tag rund 10.000 Geflüchtete mit Zügen am Berliner Hauptbahnhof an. Im Wettlauf mit der Zeit mussten in der Hauptstadt die Ver- sorgungsstrukturen ausgebaut und Unterkünfte für die Notunterbringung ertüchtigt werden, um den vielen Men- schen ein gutes Ankommen zu ermöglichen. Im eigens eingerichteten Krisenstab des Berliner Senats unterstütz- te ein Verbinder des Berliner Roten Kreuzes bei der Koor- dinierung der Hilfsmaßnahmen. Erste Hilfsmaßnahmen am Hauptbahnhof Schon in der ersten Nacht rückte der DRK-Kreisverband Berlin-Zentrum mit drei Rettungswagen zum Berliner Hauptbahnhof aus, um Ankommende – gezeichnet von einer langen, kräftezehrenden Reise – medizinisch erst- zuversorgen. In den nächsten Tagen und Wochen ging es mit dem gleichen Auftrag weiter. Eine Erste-Hilfe-Sta- tion wurde errichtet und Sanitäter*innen liefen Streife im Bahnhofsgebäude, um schnelle Unterstützung leisten zu können. Nach der Errichtung der „Welcome Hall“ auf dem Washingtonplatz bezogen die Sanitäter*innen – unter- stützt von Einsatzkräften des DRK-Rettungsdienstes – ein neues Quartier auf dem Bahnhofsvorplatz. Hunderte Hil- feleistungen wurden getätigt und Geflüchtete bei Bedarf in Krankenhäuser transportiert. In guter Kooperation mit Helfer*innen weiterer Hilfsorganisationen konfektionierten DRK-Kräfte darüber hinaus über 50.000 Lunchpakete und lieferten sie an die Ausgabestelle im Bahnhofsgebäude. Unterstützung bei der Notunterbringung Große Unterstützung leisteten Rotkreuzler*innen auch beim Hochfahren der Kapazitäten für die Notunterbrin- gung. DRK-Logistikeinheiten transportierten Hunderte Feldbetten und Decken an Einrichtungen im gesamten Stadtgebiet. In einem nächtlichen Großeinsatz wurden beheizte Aufenthaltszelte und weitere Infrastruktur am Ankunftszentrum Reinickendorf aufgebaut, um dort Wartezeiten im Rahmen der Registrierung zu überbrü- cken. Über 50 Helfer*innen aus den DRK-Kreisverbänden Reinickendorf-Wittenau, Berlin-Nordost, Berlin-Zentrum, Schöneberg-Wilmersdorf und Wedding/Prenzlauer Berg waren im Einsatz – kameradschaftliche Unterstützung leisteten das Technische Hilfswerk (THW) und der Tech- nische Dienst der Berliner Feuerwehr. 6 Einblicke 01/2022

Ehrenamt – aktiv in Berlin So unterschiedlich die Situationen sind, in denen Menschen in Berlin Hilfe benötigen, so vielfältig sind auch die Aufgaben, die unsere ehrenamtlichen Helfer*innen tagtäglich übernehmen. Rund 2.400 ehrenamtliche Mitstreiter*innen bilden das Rückgrat der Rotkreuzarbeit in Berlin. Die meisten von ihnen engagieren sich in den Bereitschaften. Dass unsere Einsatzkräfte für den Ernstfall gut ausgebildet und stets einsatzbereit sind, haben sie zuletzt im Rahmen der Uk- raine-Nothilfe eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Unsere Ehrenamtlichen sind aber nicht nur in Krisenzeiten für die Stadt Berlin und ihre Bevölkerung da. Einige Schlaglichter aus den vergangenen Monaten verdeutlichen, wie facet- tenreich die Aufgaben für unsere Bereitschaften sind: Sanitätsdienst bei Großveranstaltungen In einer Stadt so groß und lebendig wie Berlin gibt es für unsere Sanitätskräfte immer viel zu tun. Einen besonderen Einsatz hielt der 13. Februar 2022 bereit: Auf der 17. Bun- desversammlung, bei der Wiederwahl von Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten, waren neben 1.472 Delegierten auch Einsatzkräfte der DRK-Kreisverbände Berlin-Zentrum und Steglitz-Zehlendorf vor Ort, um bei medizinischen Notfällen helfen zu können. Auch der Sanitätsdienst bei sportlichen Großereignissen gehört in das Repertoire unserer Bereitschaften. Beim Citylauf „S 25“ im Mai 2022 waren über 100 Kräfte im Ein- satz – koordiniert aus dem Lage- und Einsatzzentrum in der DRK-Landesgeschäftsstelle. 77 Hilfeleistungen wurden erbracht und fünf Patient*innen zur medizinischen Weiter- behandlung in Krankenhäuser transportiert. Evakuierungen nach Bombenfunden Ehrenamtliche Helfer*innen des DRK in Berlin sind immer wieder zur Stelle, um nach Munitionsfunden im Stadtgebiet bei der Evakuierung der Sperrkreise zu unterstützen – so zum Beispiel im Februar 2022 nach dem Fund einer 500 Kilogramm schweren Weltkriegsbombe in Prenzlauer Berg. Schnelleinsatzgruppen (SEG) der Berliner DRK-Kreisver- 8 Einblicke 01/2022  Equipment-Check bei der Zentralbereitschaft CBRN-Dienst. bände brachten Menschen, die sich nicht selbstständig in Sicherheit bringen konnten, aus der Gefahrenzone und sorgten nach der Entschärfung für den sicheren Rück- transport. Im Velodrom, das kurzfristig zur Notunterkunft umfunktioniert wurde, wurden während des zehnstündigen Einsatzes außerdem über 500 Menschen zeitweise betreut. Kochen für den Katastrophenschutz Regelmäßig sorgen unsere Bereitschaften für die Verpfle- gung von Bürger*innen in Notlagen oder von Einsatzkräf- ten bei Großschadenslagen. In diesem Jahr konnten sich unsere Katastrophenschutz-Einheiten für diesen Zweck über drei neue Feldkochherde freuen. Sie bestehen aus jeweils vier Koch-/Bratmodulen, die die Bewirtung von bis zu 600 Menschen erlauben. Im Februar 2022 erfolgte die Unterweisung der Bereitschaften der DRK-Kreisverbände Berlin-Zentrum, Spandau und Steglitz-Zehlendorf in das neue Equipment – natürlich mit Probekochen. Viel Arbeit für unsere Bereitschaften

Schon gewusst? Das DRK in Berlin: Zahlen und Fakten 78 Fahrzeuge im Katastrophen- schutz-Einsatz 2 Senioren- zentren mit 54 senioren- gerechten Wohnungen Kindertages- stätten4 2.400 Ehrenamtliche 8 Kreis- verbände 44.000 Fördermitglieder 1 Hilfsmittelcentrum Im DRK-Hilfsmittelcentrum können Berliner*innen ver- schiedene Hilfsmittel wie Rollstühle und Rollatoren kurzfristig, zuverlässig und unbürokratisch mieten. 2 Intensiv- transportwagen 10 Einblicke 01/2022 21 Rettungswagen Mit 13 Rettungswagen und über 25.000 Alarmeinsätzen (2021) ist der DRK-Rettungsdienst eine feste Säule der Notfallrettung in Berlin. Zusätzlich stellt das DRK 8 Rettungswagen für den Sonderbedarf des Landes. 50.000 Kund*innen des DRK-Menüservices Seit 1971 hat das DRK rund 16 Millionen Gerichte an 50.000 Kund*innen in Berlin und Potsdam ausgeliefert.

Kampf gegen Corona Mit Kraft durch die Krise Der Beginn der 2020er-Jahre wird ganz sicher mit der weltweiten Corona- Pandemie in die Geschichtsbücher eingehen. An vorderster Front bei der Eindämmung und Bewältigung der Krise in der Bundeshauptstadt stand und steht das Berliner Rote Kreuz. Trotz und gerade wegen der Bedrohung durch das Virus leisten ehren- und hauptamtliche Rotkreuzler*innen seit über zwei Jahren wertvolle Dienste zur Eindämmung der Pandemie. Ab März 2020 hatte das Coronavirus die Welt, Deutsch- land und Berlin fest im Griff. Das öffentliche Leben in der sonst so quirligen Bundeshauptstadt wurde auf ein Minimum heruntergefahren. Schon mit dem Beginn der Pandemie, als die Ungewissheit über das neuartige Virus für viele Ängste sorgte, haben unsere Mitstreiter*innen im Ehren- und Hauptamt schnell und unbürokratisch überall dort geholfen, wo sie gebraucht wurden. In der ganzen Stadt gab es lokale Hilfsangebote, um die Stadt und ihre Bevölkerung in Zeiten der Krise zu unterstützen. DRK- Kräfte nähten Masken, starteten Aufklärungsoffensiven und transportierten dringend benötigte Schutzausrüstung zu den Einrichtungen der Berliner Wohlfahrtsverbände. Alle Berliner DRK-Kreisverbände zeigten vor allem auch in der Nachbarschaftshilfe viel Engagement. Ehrenamtliche Helfer*innen tätigten Einkäufe für Menschen in häuslicher Quarantäne und setzten Projekte für alleinstehende Se- nior*innen um, um sie vor Einsamkeit und sozialer Isola- tion zu bewahren. Testen, testen, testen Zu den wichtigsten Maßnahmen für die Eindämmung der Pandemie gehörten und gehören Corona-Schnelltests. Mit zwei zentralen Teststellen am Zentralen Omnibus- bahnhof (ZOB) und im Untergeschoss des Berliner Haupt- bahnhofs haben haupt- und ehrenamtliche Helfer*innen des Berliner Roten Kreuzes ab August 2020 dazu bei- getragen, Infektionsketten aufzudecken und zu unterbre- chen. Bis zu 1.000 Reiserückkehrer*innen am Tag wurden getestet. Unter Hochdruck arbeiteten die DRK-Kräfte im Schichtbetrieb von 6 bis 23 Uhr, unterstützt von Soldat*in- nen der Bundeswehr. Innerhalb von zwei Monaten wurden an den beiden Standorten über 40.000 Abstriche genom- men. Abgelöst wurden die stationären Testzentren von mobilen Teststationen, die ab November 2020 im Einsatz waren und kurzfristig zu Hotspots in Institutionen aufbre- chen konnten, wenn es entsprechenden Bedarf seitens der Gesundheitsämter gab. „Wir helfen Berlin“ Trotz Testoffensive, Abstands- und Hygieneregeln, Mas- kenpflicht und Monaten des Verzichts folgten auf die erste Infektionswelle eine zweite und dritte. Auch 2021 ver- ursachte das Virus zum Teil erhebliche Einschränkungen des öffentlichen Lebens und des Arbeitsalltags. Effektiv zu bekämpfen war die Corona-Pandemie nur mit einem wirksamen Gegenmittel – der Schutzimpfung. Nachdem Impfstoff in beeindruckendem Tempo entwickelt worden war – bis zur Zulassung hat es kein Jahr gedauert –, galt es in kürzester Zeit Impfzentren aufzubauen, den Betrieb zu organisieren und schnell an den Start zu bringen. Der Zeitdruck war enorm und diesbezügliche Erfahrungen gab es keine. Die Verantwortung für den Aufbau und Betrieb der Impf- zentren übernahm das Berliner Rote Kreuz als zentraler Koordinator der Berliner Hilfsorganisationen. Die Aufgabe wurde der DRK Sozialwerk Berlin gGmbH im November 2020 von der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung übertragen. Zum Schutz der Berli- ner*innen begann eine bis dahin einzigartige Zusammen- arbeit mit dem Arbeiter-Samariter-Bund, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, der Johanniter-Unfall-Hil- fe und dem Malteser Hilfsdienst. „Wir helfen Berlin steht auf ihrer Weste Danke! Danke! Ihr gebt das Beste!“ Nach ihrer Impfung im DRK-Impfzentrum Arena drückte die 94-jährige Barbara M. mit einem Gedicht ihre große Dankbarkeit gegenüber den Mitarbeitenden aus. Es wurde einmütig beschlossen, die Impfzentren unter dem Slogan „Wir helfen Berlin“ zu betreiben. Die Stadt, die Öffentlichkeit und die Medien quittierten das große Engagement in den kommenden Monaten mit einem durchweg positiven Echo. 12 Einblicke 01/2022

Kampf gegen Corona  Bei den „Langen Nächten des Impfens“ im DRK-Impfzentrum in der Arena standen zahlreiche Künstler*innen an den Plattentellern, die in den Monaten zuvor im Impfzentrum gearbeitet hatten. Berliner Impfzentren werden zu Orten der Hoffnung In einem logistischen und organisatorischen Kraftakt wur- den innerhalb kürzester Zeit sechs Impfzentren aus dem Boden gestampft. Um den Impfgästen einen reibungslo- sen Ablauf gewährleisten zu können, wurden alle Prozesse vor der Eröffnung in aufwendigen Testläufen auf Herz und Nieren getestet. Die Basis für einen erfolgreichen Ablauf war das nahtlose Zusammenspiel der einzelnen Stationen. Die gute Idee, farblich unterschiedliche Funktionswesten einzusetzen, beförderte dies. Am 27. Dezember 2020 eröffnete in der Treptower Arena das erste Berliner Impf- zentrum. Bis zum 8. März 2021 folgten die Impfzentren Erika-Heß-Eisstadion, Messe Berlin, Flughafen Tegel, Velodrom und Flughafen Tempelhof. Nach fast einem Jahr Pandemie, Sorgen und Einsamkeit war die Eröffnung der Impfzentren ein Zeichen der Hoffnung in der Hauptstadt. Ein Meilenstein auf dem Weg zur Bewältigung der Corona- Pandemie war erreicht. Dank ihrer herzlichen und engagierten Mitarbeiter*innen wurden die Impfzentren schnell auch über die Grenzen Berlins hinweg für ihre positive Atmosphäre bekannt. Das war auf einen genialen Einfall von Jens Quade, Präsident des DRK-Kreisverbands Müggelspree, zurückzuführen. Für den Betrieb der Impfzentren in der Arena und in Tegel musste der Kreisverband zahlreiche Helfer*innen ein- stellen. Quade wusste, dass viele Berliner*innen aus der Veranstaltungs- und Kulturbranche ihren Tätigkeiten nicht nachgehen konnten. Es folgte ein kurzer Draht zum Kultur- senator Klaus Lederer mit der Bitte um Vermittlung von potenziellen Mitarbeiter*innen. In der Folge kümmerten sich DJs, Bühnenbauer*innen, Türsteher*innen, Schau- spieler*innen, Clubleiter*innen und viele mehr mit großer Zuwendung um die Gäste in den Berliner Impfzentren. 14 Einblicke 01/2022 Unterwegs im Kiez Mit dem Fortschreiten des Sommers 2021 verlagerte sich der Fokus der Impfkampagne von den großen Impfzentren zunehmend auf niedrigschwellige Angebote. Im Juli ging das erste Impfzentrum wieder vom Netz, bis Ende August drei weitere. Zur gleichen Zeit übernahm die DRK Sozial- werk Berlin gGmbH die Einsatzzentrale für das mobile Impfen in der Hauptstadt. Bis zu 50 mobile Impfteams der Hilfsorganisationen waren zeitgleich im Einsatz. Das ers- te große Projekt war die Organisation und Durchführung von Auffrischungsimpfungen für Senior*innen und andere vulnerable Gruppen in Pflegeeinrichtungen und -wohnge- meinschaften, Seniorenwohnanlagen und Tagespflegen. Um das schleppende Impftempo in der zweiten Jahres- hälfte wieder anzukurbeln, leisteten die Hilfsorganisatio- nen viel organisatorische und logistische Arbeit. In der bundesweiten „Woche des Impfens“ im September 2021 gab es über 60 Pop-up-Impfzentren an 27 Orten in ganz Berlin – zum Beispiel am Ostkreuz, im Revier Südost und auf dem Ausflugsdampfer MS „Alexander von Humboldt”. Um auch die letzten Menschen noch zu erreichen, die bis- lang durch das Raster der Impfkampagne gefallen waren, rollten ab Oktober 2021 zudem vier Impfbusse durch die Stadt.

Soziales Engagement Suppenaktion etabliert sich im Kiez „Suppe für alle!“ – und Lebensmittelpakete obendrauf – heißt es seit zwei Jahren allmonatlich auf dem Helene-Weigel-Platz in Berlin-Mar- zahn. Mit seinen vom Ehrenamt organisierten Suppenaktionen hilft der DRK-Kreisverband Berlin-Nordost den Menschen, bei denen am Ende des Monats das Geld zu knapp wird, um sich selbst oder die Familie zu ernähren. Obwohl der Kreisverband nun schon über 20-mal seine Feld- küche auf dem Helene-Weigel-Platz aufbaute, sind die Ausgabetage für die ehrenamtlichen Helfer*innen noch lange nicht zur Routine geworden. Die Vor- und Nachbereitungen sind aufwendig und der Tag der Ausgabe ist intensiv und drückt auch den Helfer*innen auf die Seele, denn die Warteschlangen werden immer länger und die gesponserten Lebensmit- tel knapper. Die Anzahl der Bedürftigen, die am Ende des Monats auf eine kostenlose heiße Sup- pe und ein Lebensmittelpaket hoffen, ist in den vergangenen Monaten merklich gestiegen. Eine Ursache sieht der Kreisverband in den gestiege- nen Lebensmittelpreisen. In vielen Haushalten wurde zudem aufgrund der Corona-Pandemie das Geld knapper. Trotz der gestiegenen Kosten und dem hohen logistischen Aufwand ist der Kreisverband fest entschlossen die Suppenaktio- nen in Marzahn fortzusetzen und freut sich über Sponsoren, die sein Engagement unterstützen. Helfer*innen verteilen heiße Suppe und Lebensmittel- pakete an Bedürftige.  Mit heißem Zitronentee und wärmender Kleidung unterstützte das DRK-Wärmebus-Team auch in der Saison 2021/22 wieder Obdachlose in Berlin. 16 Einblicke 01/2022 „Das Wärmebus- Team leistet jeden Winter wichtige, weil oft lebens- rettende Arbeit.“ Gudrun Sturm, Landesgeschäftsführerin des DRK in Berlin Am 31. März 2022 endete die 13. Kältehilfe-Saison für das Berliner Rote Kreuz. Fünf Monate lang waren unsere Helfer*innen wieder täglich von 18 Uhr bis Mitternacht mit dem DRK-Wärmebus auf den Straßen der Haupt-stadt unterwegs, um Menschen ohne Obdach dabei zu unterstützen, sicher durch den Winter zu kommen. In 150 Nächten konnten unsere Helfer*innen 1.350 Personen eine helfende Hand reichen. 356 Hilfebedürftige wurden in Not-unterkünfte gefahren, darunter 73 Frauen. Der DRK-Wärmebus ist seit dem Winter 2009/10 als Teil der Berliner Kältehilfe unterwegs. In den Wintermonaten suchen unsere Helfer*innen allabendlich jene Plätze auf, an denen sich erfahrungsgemäß häufig wohnungslose Menschen aufhalten. Oft machen sie Umwege, wenn sie per Telefon Informationen und Adressen erhalten, wo sich weitere bedürftige Menschen aufhalten. Die Helfer*innen verteilen vor Ort Kleidung, Isomatten, Schlafsäcke und heißen Tee. Nicht weniger wichtig als die materielle Hilfe sind für die Menschen ohne feste Bleibe häufig auch die persönlichen Gespräche, die über Teekannen hinweg ge-führt werden. Wärme schenken in kalten Nächten

Bildungsangebote Ausbildung und Qualifizierung beim DRK in Berlin Aus- und Weiterbildung wird beim Berliner Roten Kreuz großgeschrieben. Das Spektrum ist dabei breit gefächert. Es reicht von Notfallsanitäter*innen über Erzieher*innen bis zu Köch*innen und IT-Systemelektroniker*innen. Die DRK-Landesschule vereint zwei spannende Angebote: Die staatlich anerkannte Landesrettungsdienstschule bildet Rettungs- und Notfall- sanitäter*innen aus, die Landeskatastrophenschutzschule dagegen die Ehrenamtlichen des Katastrophenschutzes. Letztere können sich in ver- schiedenen Lehrgängen beispielsweise als Bereitschaftsleiter*innen oder Gruppenführer*innen qualifizieren. Die DRK-Schule für soziale Berufe Berlin ist eine berufliche Schule mit Schwerpunkt in der Ausbildung sozialer Berufsgruppen. In einer moder- nen Einrichtung in Marzahn werden Erzieher*innen und Sozialassistent*in- nen ausgebildet. Kurse und Seminare in den Bereichen Pflege, Erziehung und Soziales runden das Bildungsangebot der Schule ab. Das Rotkreuz-Institut Berufsbildungswerk fühlt sich besonders Men- schen mit Behinderungen verpflichtet. Die gestuften Bildungsangebote bestehen aus Arbeitserprobung, Eignungsanalyse und Berufsfindung, Berufsvorbereitung und Ausbildung, begleitet durch Berufsschule und Wohnen. Sie dienen dem Ziel, die berufliche und soziale Integration der Teilnehmer*innen zu fördern. Berufliche Fort- & Weiterbildung 2022 Pflegebasiskurs Vollzeit Teilzeit Pflichtfortbildung Praxisanleiter*in Pflichtfortbildung Betreuungsassistenz Beginn 11.07. | 02.11. 01.08. | 04.10. 18.07. | 05.12. 13.09. | 13.12. Behandlungspflege für Pflegehelfer*innen NEU 18.08. Spritzenschein Betreuungsassistent*in Kompaktkurs Aufbaukurs Praxisanleiter*in für Gesundheitsfachberufe Nähere Informationen finden Sie auf der Website der DRK-Schule für soziale Berufe Berlin: www.drk-schule.berlin 11.08. | 24.11. 04.10. 17.10. 21.11. 18 Einblicke 01/2022 Werde RETTUNGS- SANITÄTER*IN! Die theoretisch-praktische Ausbildung für Rettungssanitäter*innen an der DRK-Landesrettungsdienstschule quali- fiziert für eine Tätigkeit in der Notfallret- tung, im qualifizierten Krankentransport, im Hausnotruf oder im ehrenamtlichen Bereich. Grundlehrgang (theoretisch-praktische Ausbildung von 240 UE) 10.10. - 18.11.2022 Abschlusslehrgang (40 UE) 01.08. - 05.08.2022 19.09. - 23.09.2022 Abschlussprüfung 08.08. - 10.08.2022 26.09. - 28.09.2022 Weitere Informationen: www.drk-berlin.de/landesschule

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